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Einführung Ausstellung 2008 Buxtehude Museum

Elisabeth Rudolf, Kunsthistorikerin

 

Alles Sehen Unbedingt Sprechen Bewusst Hören

 

Formal, wie inhaltlich, gibt Christa Donatius in ihrer Reihe -   NICHT SEHEN NICHT SPRECHEN NICHT HÖREN - eine ästhetische Klammer vor, die deutlicher nicht sein könnte und uns trotzdem jede Möglichkeit der Erweiterung und Fortführung gibt. Sie bietet uns das, was sie auch thematisiert: Freiheit.

 

In 33 Bildern, entstanden in den Jahren 1997 bis 2002, jeweils

55 x 25 cm im Format und Öl auf Leinwand, werden Motive des immer wieder aktuellen Zeitgeschehens präsentiert. Bilder, wie wir sie aus den Massenmedien kennen, in mehr oder weniger seriösen Berichterstattungen in Zeitungen, Zeitschriften oder diversen Fernsehformaten unzählige Male gesehen haben.

 

Eine in sich schlüssige, runde Serie, die abgeschlossen und zugleich niemals endend scheint und somit in jeder Beziehung der überzeitlichen Dimension der Anzahl von 33 Arbeiten entspricht. Die farbliche Stringenz bietet eine sichere und effektvolle Basis von der aus wir immer wieder drastische Einblicke in Formen der Unfreiheit gewährt bekommen.

 

Nach dem Betrachten der ersten Tafeln wächst nicht nur die Neugier auf die nächsten Motive sondern auf Christa Donatius treffsicheres atmosphärisches Umsetzen der inhaltlichen Befindlichkeiten der gezeigten Situationen und Mikrokosmen. Liegt die Welt wortwörtlich in Scherben 2 nimmt das vielfältig bearbeitete und immer kraftvolle Rot die jeweiligen Strukturen der Darstellung auf und birst kristallin. Fließt das Rot in Für den Frieden 3 Blutströmen gleich auf dem Bildträger nach unten und umreißt scheinbar zufällig fetzenhafte Schemen eines schwarzen und flächigen Stadtpanoramas kontrastiert dies die weit in die Tiefe führende Darstellung weißverhüllter Panzer. Bei aller Weichheit ihrer Hüllen, sind die Formen klar auszumachen und das Einholen durch die unausweichlichen Folgen nur noch die Frage eines Augenblicks.

 

Hintergrundmotive wie in Ein Toter aus Versehen 10 zitieren Alte Meister mit all Ihrer vertrauten Wohligkeit und Sicherheit, die es im Vordergrund zu brechen gilt – in aller Ruhe, natürlich.

So wabernd die unbestimmte Weite in der sich Einsamkeit 13 verliert, so restriktiv die Anlage von Noch viel Platz für Meinungsfreiheit 18. Einzelschicksale unterschiedlichster Menschen wie in Vertreibung aus dem Paradies 22, stehen neben Momenten der Weltgeschichte wie Stumme Zeugen 30.

 

Keine Tränen mehr 25, Ovationen 31 und Und weiter 33 rütteln nicht nur ob ihrer Nähe zu Motiven des Fotojournalismus auf und regen an, sondern könnten auch leicht die Frage nach der Unwilligkeit des Menschen zur Erkenntnis und Lernfähigkeit auf den Plan rufen. Dass dies in der Auseinandersetzung nicht die Überhand gewinnt, liegt an der Wesenhaftigkeit der Bilder von Christa Donatius, denen bei aller Tragik stets das Moment der Hoffnung inne wohnt.

Bei aller Ausweglosigkeit der Situation und des Dräuens eines schweren Rots: voller Liebe und Respekt zeichnet Donatius, stellt fest, dokumentiert und zeigt auf - nie voyeuristisch, stets treffend pointiert. Dies sind Bilder, die Ausgangspunkte darstellen, Reflektionen anregen und zum Weiterdenken anhalten. Begrifflichkeiten, die mittlerweile so inflationär benutzt und abgedroschen klingen, dass man sie kaum zu benutzen wagt, doch halten diese Bilder dazu an, was deutlich ihre Qualität ausmacht.

Das Erhalten und Verteidigen der Menschenrechte, das Schaffen und Schärfen des Bewusstseins darum, sind zeitlose Forderungen und Aufgaben, die jedoch voller Hoffnung weiter verfolgt werden. Christa Donatius steht damit auch historisch in bester Tradition, denn die Gedanken sind frei!

Christa Donatius & Michael Jalowczarz     c.donatius@t-online.de     donjalo@t-online.de     www.donatius-jalowczarz.de